Polyzystisches Ovar-Syndrom, 3D-Illustration mit gesundem Ovar (rechts) und vergrößertem Ovar mit Zysten (links))
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PCO-Sydrom: So wirst Du wieder gesund!

Normalerweise wählt der weibliche Körper pro Monat einen Follikel von vielen aus, um ihn soweit heranreifen zu lassen, bis er platzt und die Eizelle freigibt. Bei den 5 bis 10 Prozent der Frauen, passiert das nicht. Sie leiden unter dem Polycystischen Ovarialsydrom, kurz PCO Syndrom genannt. Bei dieser Erkrankung bleiben viele unfertige Follikel am Eierstock hängen, ohne dass es zu einem Eisprung kommt. Die Erkrankung zeigt sich in  unterschiedlichen Symptomen, die Du mit Konsequenz und moderner Medizin gut in den Griff bekommen kannst…

 Bei diesen Symptomen solltest Du aufmerksam werden

Dein Zyklus ist sehr lange und unregelmäßig, oft bekommst Du monatelang gar keine Menstruation? Oder Du hast eine extrem starke oder auffallend schwache Monatsblutung? In all diesen Fällen solltest Du umgehend einen Termin in meiner Ordination vereinbaren.

Das PCO Syndrom kann sich noch durch weitere Symptomen bemerkbar machen:

  • Zeichen von Vermännlichung: Haarausfall am Kopf, dafür wachsen an für Frauen ungeeigneten Stellen wie auf der Oberlippe oder am Rücken Haare. Bei manchen Frauen zeigt sich eine behaarte Linie vom Bauchnabel zum Schambereich.
  • Akne: Durch das Zuviel an männlichen Hormonen beim PCO Syndrom wird die Haut ölig und neigt zu Akne.
  • Es klappt nicht mit dem Kinderwunsch! PCO ist die häufigste Ursache für Unfruchtbarkeit.
  • Übergewicht und Adipositas: 60 Prozent der Frauen mit PCO Syndrom leiden unter zu viel Gewicht

Die Ursache vom PCO Sydrom

Die genau Ursache vom PCO Syndrom ist nicht bekannt. Allerdings tritt die Erkrankung familiär gehäuft auf, es scheint also eine erbliche Komponente dafür zu geben. Der Grund, warum es bei betroffenen Frauen nur selten oder gar nicht zum Eisprung kommt, ist eine Überproduktion männlicher Hormone, die den empfindlichen weiblichen Hormonhaushalt stören.

Übergewicht und PCO Syndrom

Mehr als die Hälfte der PCO Patientinnen kämpft mit überschüssigen Kilos aufgrund einer Insulinresistenz. Grundsätzlich ist es die Aufgabe von Insulin, den durch Nahrung aufgenommenen Zucker in die Körperzellen zu schleusen, die Leberspeicher zu füllen und wenn alle Speicher voll sind, den überschüssigen Zucker in Fettgewebe umzuwandeln. Bei einer Insulinresistenz reagieren die Körperzellen nicht mehr ausreichend auf das Insulin und die Bauchspeicheldrüse produziert immer mehr Insulin, ohne dass der Blutzuckerspiegel dadurch adäquat sinken würde. Zu viel Insulin und Blutzucker im Blut hemmen den Abbau von Fettgewebe, sogar bei einem Kaloriendefizit.

Wie stelle ich fest, ob Du unter dem PCO Syndrom leidest?

Mittels Bluttest und Ultraschall-Untersuchung kann ich folgende Dinge feststellen. Wenn zwei von drei Symptomen vorhanden sind, stelle ich die Diagnose PCO:

  • Zyklusstörungen: Seltene oder gar keine Menstruation, zu starke oder viel zu schwache Blutung
  • Zu viele männliche Hormone im Blut oder klare Anzeichen von „Vermännlichung“ mit Bartwuchs, Haarausfall, Akne etc.
  • Am Eierstock sind bei der Ultraschalluntersuchung zahlreiche Zysten zu sehen, ähnlich wie bei Weintrauben.

Wie Du wieder gesund wirst

Bei Patientinnen mit Übergewicht steht eine Lifestyle-Änderung mit Gewichtsreduktion im Fokus der Behandlung. Eine kohlenhydratarme Ernährung auf Basis von Gemüse, Fleisch, Fisch und Obst vor allem in Form von Beeren, halten den Insulinspiegel auf einem niedrigen Niveau und schonen so Bauchspeicheldrüse und Zellen. Speziell die mediterrane Ernährung, aber auch regelmäßiges Interfallfasten helfen den Blutzuckerspiegel zu senken. Vorsicht ist aber auch bei süßem Obst und vor allem bei Smoothies aus dem Supermarkt geboten, die eine große Menge an Zucker enthalten.

Bei vielen Patientinnen führt allein die Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion schon zu regelmäßigeren Eisprüngen. In neuen Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass eine Nahrungsergänzung mit Thylakoid-Extrakt, der aus Spinat gewonnen wird, zu einer deutlich verbesserten Gewichtsabnahme bei PCO Patientinnen führt.

Grundsätzlich unterscheidet sich die individuelle Therapie für Patientinnen mit aktuellem Kinderwunsch von der für Patientinnen ohne denselben.

Therapie PCO Syndrom für Frauen ohne Kinderwunsch

Neben der, falls notwendigen, Gewichtsreduktion, verschreibe ich meinen PCO-Patientinnen ohne Kinderwunsch bevorzugt die Pille. Speziell orale Kontrazeptiva, die die männlichen Hormone unterdrücken, führen bei diesen Patientinnen schnell zur Erleichterung. Akne und falsche Behaarung bilden sich für gewöhnlich schnell zurück. Die Blutung kommt durch die  Pille regelmäßig, allerdings handelt es sich dabei um eine Entzugsblutung und nicht um eine echte Menstruation infolge eines Eisprungs und Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Am wichtigsten ist für diese Frauen aber einmal das Nachlassen der Symptome.

Sollten der Hirsutismus auch mit der Pille bestehen bleiben, kann ich das Problem der unerwünschten Behaarung auch nachhaltig und effektiv mit dem Laser behandeln, ebenso wie störende Aknenarben. Durch die Laserbehandlung verblassen sie bis zur Unsichtbarkeit. Bei frischer Akne zeigt auch die Therapie mit Baby-Botox schöne Erfolge.

PCO Therapie für Frauen mit aktuellem Kinderwunsch

Die PCO Behandlung von Frauen mit aktuellem Kinderwunsch ist etwas komplexer, gilt es ja nicht in erster Linie nur die Symptome zu behandeln, sondern wirklich einen Eisprung auszulösen und das möglichst regelmäßig.

  • Natürlich ist es hier, im Falle von Übergewicht, ganz besonders wichtig den Blutzucker- und Insulinspiegel mittels ausgewogener, kohlenhydratarmer Kost und regelmäßiger Bewegung möglichst niedrig zu halten. Allein diese Ernährungsumstellung hilft vielen Patientinnen schon schwanger zu werden.
  • Zusätzlich kann durch das Medikament Metformin, das eigentlich ein Mittel zur Blutzuckersenkung für Diabetiker ist, eine Normalisierung des Zyklus mit Eisprung herbeigeführt werden. In wissenschaftlichen Untersuchungen in China zeigte zuletzt eine Kombination von Beinaglutid in Kombination mit Metformin noch signifikant bessere Ergebnisse.
  • Kommt es trotzdem zu keinem Eisprung, kann der Eierstock durch spezielle Medikamenten wie zB Clomifen stimuliert werden, so dass er eine Eizelle heranreifen lässt . Clomifen täuscht dem Körper einen Mangel an Östrogen vor, worauf die Hirnanhangdrüse mit einer vermehrten Ausschüttung von FSH, also follikelstimulierendem Hormon, reagiert. Allerdings müssen wir hier die richtige Dosierung finden, damit wirklich möglichst nur eine Eizelle heranreift.
  • Die Entwicklung des Follikels kannst Du selbst einerseits durch Beobachtung Deines Gebärmutterhalsschleims oder auch mittels Ovulationstest beobachten, andererseits vermesse ich bei der Ultraschallkontrolle zwischen dem 10. Und 12. Zyklustag genau die Größe des entwickelten Follikels, aber auch die Höhe der Gebärmutterschleimhaut.
  • Von der Entwicklung des Follikels und der Gebärmutterschleimhaut hängt dann die weitere Behandlung ab. Ist der Follikel ca. 18mm groß, ist Geschlechtsverkehr angesagt bzw. kann ich den Eisprung dann auch medikamentös auslösen.
  • Entwickelt sich auch unter Clomifen kein reifes Follikel, was bei einer vorhandenen Insulinresistenz leider häufiger vorkommt, kann ich auch versuchen einen Eisprung mit den Hormonen LH und FSH auszulösen. Auch hier müssen wir uns vorsichtig an die richtige Dosierung herantasten, damit nicht zu viele Eizellen heranreifen, was zu Mehrlingsschwangerschaften führen kann.
  • Für Frauen, die auf gar keine hormonelle Stimulierung ansprechen, kann eine Operation der Eierstöcke sinnvoll sein. Beim sogenannten „Ovarian Drilling“ zerstöre ich im Rahmen einer Bauchspiegelung durch Hitze die kleinen Eibläschen am Eierstock. Durch diese Behandlung sollte sich die Funktion der Eierstöcke wieder normalisieren. Allerdings besteht, wie nach jedem operativen Eingriff, die Gefahr, dass sich Verwachsungen bilden, die dann erst recht die Fruchtbarkeit behindern.
  • Wenn alle Therapieoptionen keinen Erfolg bringen, steht am Ende noch die künstliche Befruchtung zur Realisierung des Kinderwunsches zur Verfügung.

 

5 bis 10 Prozent aller Frauen leiden am PCO Syndrom. Damit ist es die häufigste Ursache für unerfüllten Kinderwunsch. Auch wenn das PCO Syndrom heute grundsätzlich noch nicht heilbar ist, gilt: Je früher die Krankheit entdeckt und die Symptome behandelt werden, desto eher bleibt die Fruchtbarkeit erhalten und weitere Erkrankungen wie Diabetes, Tumore etc. können effektiv vermieden werden. Speziell wenn kein Kinderwunsch besteht, kann Dir die Medizin ein beschwerdefreies Leben ermöglichen. Darum zögere bitte nicht in meine Praxis zu kommen, wenn Du schon einige Monate unter Zyklusproblemen leidest.