Ein rosafarbenes Fahrrad, das an einer Ziegelwand lehnt.

Dammriss und Dammschnitt - (alte) Geburtsverletzungen heilen

Auf einen Blick:

  • Frischer Dammriss/schnitt: Chirurgische Versorgung, Schmerzmanagement, Ernährungsberatung, Physiotherapie, Laser- und PRP-Behandlungen zur besseren Heilung
  • Probleme mit alten Dammschnitt/riss-Narben: Wulstige Narbenbildung, die optisch oder beim Sex bzw. Stuhlgang stört; entzündete, gerötete, nässende oder juckende Narben
  • Minimalinvasive Behandlung von alten Dammnarben: je nach Ausgangslage mit Laser; PRP; Injektionen mit Kortikoiden oder Hyaluronsäure und Biostimulation
  • Wann muss neu operiert werden? Wenn alle minimalinvasiven Behandlungen nicht den gewünschten Erfolg bringen, bei massiven funktionellen oder optischen Problemen

Frische und alte Dammverletzungen

Eine Geburt ist immer ein enormer Kraftakt für die werdende Mutter und geht leider häufig mit Geburtsverletzungen wie Dammrissen oder Schürfungen einher. Manchmal entscheidet sich der/die GeburtshelferIn auch für einen vorsorglichen Dammschnitt (Episiotomie), zB wenn das Baby schnell zur Welt kommen muss, speziell bei Einsatz der Geburtszange oder Saugglocke. Nach der Geburt werden Dammrisse und Dammschnitte im Kreissaal genäht, große Verletzungen wie Scheiden- oder Muttermundrisse bzw. Dammrisse 3. oder 4. Grades werden unter Vollnarkose im Operationsaal versorgt und brauchen deutlich länger zum Heilen als einfache Dammrisse.

Wie gut eine Dammverletzung abheilt hängt einerseits von der Erfahrung des/der versorgenden Geburtshelfers/helferin ab und andererseits vom individuellen Heilungsprozess. Nach ca. sechs Wochen sollten Dammrisse 1. Und 2. Grades sowie Dammschnitte keinen Schmerzen mehr verursachen, nicht mehr nässen oder jucken. Falls doch, sollten Patientinnen nicht zögern in meine Praxis zu kommen, denn Probleme mit schlecht verheilten Dammnarben schränken die Lebensqualität der betroffenen Frauen massiv ein.

Klassifikation von Dammverletzungen

  • Dammriss 1. Grades: oberflächliche Verletzung der Damm- und Scheidenhaut, meist an der hinteren Verbindung der großen Schamlippe
  • Dammriss 2. Grades: Riss der Dammmuskulatur bis maximal an den äußeren Afterschließmuskel
  • Dammriss 3. Grades: Riss der Dammmuskulatur bis inkl. des äußeren Afterschließmuskels.
  • Dammriss 4. Grades:  Riss der Dammmuskulatur bis inkl. des äußeren Afterschließmuskels sowie der Schleimhaut des Enddarms.
  • Außerdem kann es zu Verletzungen der Schamlippen, der Klitoris, der Scheide und des Muttermundes kommen.

Behandlung frischer Dammverletzungen

Speziell bei schweren Dammrissen ist eine äußerst präzise chirurgische Versorgung direkt nach der Geburt das A und O für den weiteren Heilungsverlauf. Anschließend ist eine engmaschige und empathische Nachversorgung der Patientin angezeigt, um spätere Komplikationen wie z.B.: Inkontinenz-Probleme zu verhindern. Dabei ist immer zu berücksichtigen, dass schwere Geburtsverletzungen nicht nur am Körper, sondern auch in der Psyche der Frau traumatische Spuren hinterlassen.

In meiner Praxis biete ich zur Nachversorgung folgende Leistungen an:

Schmerzmanagement: Die Verwendung von Schmerzmitteln, um den Komfort unmittelbar nach der Operation und während des Heilungsprozesses zu gewährleisten.

Hygiene und Pflege der Wunde: Anleitung zur richtigen Reinigung und Pflege der Wunde, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Das kann beispielsweise Sitzbäder mit lauwarmem Wasser umfassen, um den Bereich sauber zu halten und die Heilung zu fördern.

Ernährungsberatung: Eine vitamin- und mineralstoffreiche Diät fördert den Heilungsverlauf. Ziel ist es, durch ausreichende Flüssigkeitsaufnahme und ballaststoffreiche Nahrungsmittel, Verstopfungen zu vermeiden und den Stuhlgang zu erleichtern. In vielen Fällen muss hier mit Medikamenten nachgeholfen werden den Stuhl weich zu halten.

Physiotherapie und Beckenbodentraining:  Nach der ärztlichen Freigabe können sanfte Beckenbodenübungen helfen, die Muskulatur zu stärken und damit die Heilung zu unterstützen. Spezialisierte Physiotherapie kann später im Heilungsprozess empfohlen werden, um die Funktion wiederherzustellen und mögliche Probleme wie Inkontinenz oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr zu adressieren.

Optionale Therapien zur Unterstützung der Heilung: Je nach Verlauf des Heilungsprozesses und individueller Bedürfnissen können Behandlungen mit dem Laser oder PRP aus Eigenblut zum Einsatz kommen.

Probleme mit alten Dammnarben

Nicht immer verheilt eine Geburtsverletzung so, wie sich das Gynäkologin oder Patientin wünschen. Das kann an einer nicht perfekten Erstversorgung liegen, aber auch am individuellen Heilungsprozess oder an der genetischen Veranlagung, wie der Körper Narben bildet.

Wulstige, harte und unelastische Narben nach Dammschnitt – oder riss

Manchmal bildet sich nach einem Dammschnitt oder Dammriss eine wulstige, harte und berührungsempfindliche Narbe. Mitunter übt sie auch Zug auf das umliegende Gewebe aus oder eine störende Narbe befindet sich genau am Scheideneingang. Man braucht keine Phantasie zu haben, um sich vorzustellen, dass eine derartige Narbe beim Sex oder Stuhlgang stören und beim Fahrradfahren schmerzen kann. Manche Patientinnen, die in meiner Praxis Hilfe suchen, können auch nicht länger auf einem harten Sessel sitzen, ohne dass die alte Dammnarbe schmerzt.

Entzündete oder nässende Dammnarben:Wenn die Narbe von Dammschnitt- oder riss sich plötzlich oder immer rötet, anschwillt oder nässt, sollte die Patientin eher zeitnah meine Ordination aufsuchen, bevor sich die Entzündung weiter ausbreitet. Was sind die Ursachen, wenn verheilte Dammnarben sich wieder entzünden?

Gestörte Gewebeintegrität: Narbengewebe ist weniger flexibel und kann anfälliger für Mikrotraumata oder Risse z.B.: durch Sex, scheuernde Kleidung oder den Fahrradsattel sein. Das gilt besonders für den Dammbereich, der sehr viel mechanischer Belastung ausgesetzt ist. Solche Mikrotraumata können dann Eintrittspforten für Bakterien bilden, was zu Infektionen führt.

Reduzierte Durchblutung: Narbengewebe hat oft eine schlechtere Blutversorgung als das ursprüngliche Gewebe. Eine geringere Durchblutung kann die Heilung von kleinen Verletzungen verlangsamen und die Fähigkeit des Körpers, Infektionen in der Narbenregion zu bekämpfen, verringern.

Feuchtigkeitsansammlung: Die Region um eine Narbe kann aufgrund von veränderter Hauttextur oder mangelnder Belüftung Feuchtigkeit ansammeln. Feuchte Bedingungen fördern das Wachstum von Bakterien und Pilzen fördern, was wiederum zu Entzündungen führt.

Hygieneprobleme: Aufgrund der Lokalisation kann die Hygiene in der Narbenregion eine Herausforderung darstellen. Unzureichende Reinigung oder Reizung durch Seifen und andere Produkte können die Haut irritieren und Entzündungen begünstigen.

Immunreaktion: Manchmal verursacht das Immunsystem des Körpers selbst eine Überreaktion oder eine kontinuierliche geringgradige Entzündungsreaktion auf das Narbengewebe.

Hormonelle Veränderungen: Hormonelle Schwankungen, insbesondere während einer erneuten Schwangerschaft, der Menstruation oder Menopause, erhöhen mitunter die Empfindlichkeit und Reaktion des Gewebes, was Entzündungen wahrscheinlicher macht.

Psychische Beeinträchtigung durch die Dammnarbe

Selbst wenn die Dammnarbe keine körperlichen Beschwerden verursacht fühlen sich manche Frauen davon eingeschränkt. Einerseits genieren sie sich für eine vielleicht als unattraktive wahrgenommene Narbe, andererseits erinnert sie diese auch ständig an ein schmerzhaftes Erlebnis genitaler Verletzung, was die Lust am Sex versiegen lässt. Psychische Probleme sind hier genauso ernst zu nehmen, wie körperliche, denn das Ergebnis ist dasselbe: eingeschränkte sexuelle Genussfähigkeit und eine negative Körperwahrnehmung.

Behandlung von alten Dammschnitt- und Dammrissnarben

Erst einmal möchte ich an dieser Stelle die Sorge zerstreuen, dass alte Dammnarben, die Ärger machen, unbedingt neu operiert werden müssen. Ich verfüge in meiner Ordination über modernste Geräte, die es mir ermöglichen, die meisten Narbenprobleme schmerzlos und minimalinvasiv zu beheben. Nur in den allerseltensten Fällen ist eine Operation notwendig.

Es gibt mehrere Ansätze, um wulstigen oder nässenden Narben zu Leibe zu rücken:

Narbenmassage:

Klingt einfach – ist es auch. Täglich die Narbe mit einem geeigneten Öl (zB Weizenkeim- oder Mandelöl) zu massieren, kann helfen, das Narbengewebe weniger straff und weicher zu machen. Die meisten Frauen, die zu mir in die Praxis kommen, haben das aber schon probiert.

Die Bildung von frischem Gewebe anregen:

Durch eine Behandlung mit dem Fotona Laser werden dem Gewebe der Dammnarbe mikrofeine Verletzungen zugeführt. In Folge bildet der Körper frisches Gewebe, um diese winzigen Verletzungen zu heilen. Die Hautläsionen sind einerseits so klein, dass sie nicht schmerzen und den Körper auch nicht zur Bildung von überschießendem Narbengewebe anregen. Es ist ein sanfter Umbau des Gewebes vom starren Narbengewebe hin zu einem frischen elastischen Narbengewebe.

Eine weitere Möglichkeit, die man auch sehr gut mit einer Laserbehandlung kombinieren kann, ist der Einsatz von PRP. Bei PRP handelt es sich um plättchenreiches Blut (plateled rich plasma), das aus dem eigenen Blut der Patientin gewonnen wird. Durch die Aufbereitung in einer speziellen Zentrifuge ist es besonders reich an Stammzellen, Botenstoffen und Wachstumsfaktoren. Mit einer haarfeinen Nadel in die Narbe injiziert, verursacht es dort die Bildung von frischem, elastischen Narbengewebe.

Das Immunsystem im Dammbereich einbremsen

Hat sich ein Keloid gebildet ist die Injektion von Kortikoiden die Methode der Wahl. Unter Keloiden versteht man überschießende Narben, die sehr wulstig oft einen halben Zentimeter über das restliche Gewebe hervorragen. Diese gutartige Geschwulst kann grundsätzlich an jeder verletzten Körperstelle auftreten, aber eben auch am Damm. Ursache dafür ist ein zu aktives Immunsystem in diesem Bereich. Ziel der Behandlung ist im Fall des Keloids das Immunsystem nur an dieser Stelle etwas einzubremsen und diesen Effekt erzielt man mit Kortison-Injektionen in mehreren Sitzungen.

Eingesunkenen Narbenbereich aufpolstern

Manchmal  ist es genau umgekehrt wie beim Keloid und der Narbenbereich ist eingesunken oder eingezogen. Hier ist zusätzliches Volumen gefragt. Entweder unterspritze ich den betroffenen Bereich mit Hyaluronsäure oder mit sogenannten Biostimulatoren. Diese Biostimulatoren initiieren an der behandelten Stelle den körpereigenen Aufbau von frischen Gewebezellen, wodurch sich der eingesunkene Narbenbereich langsam zum Heben beginnt. Mit Hyaluronsäure ist der Effekt schneller sichtbar, allerdings lässt er nach ca. einem halben Jahr wieder nach, wenn das Hyaluron abgebaut ist.

Bei all diesen Therapien wird der Narbenbereich vorher mit einem Lokalanästhetikum betäubt, wodurch die Behandlung schmerzlos ist. Auch nachher sind keine Beeinträchtigungen zu erwarten , es gibt keine Ausfallszeit und alle diese Eingriffe sind äußerst risikoarm.

Wann muss neu operiert werden?

Es gibt wenige Fälle, in denen ein neuer chirurgischer Eingriff sinnvoll ist. In Frage kommt eine Operation immer dann, wenn alle anderen, oben genannten, Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, ohne dass die Patientin maßgebliche Erleichterung erfahren hat. Im Fall von extremen Keloiden muss manchmal das überschüssige Gewebe operativ entfernt werden. Die Kombination mit Kortikoiden verhindert dann eine neuerliche überschießende Nabenbildung. Bei starken Schmerzen und Beeinträchtigungen kann eine OP auch die effektivste und schnellste Behandlungsform im Sinne der Patientin sein. In seltenen Fällen lassen sich Funktion und Erscheinungsbild nicht mehr ohne operative Neustrukturierung des Damms wiederherstellen. Diese Operationen finden bei mir in der Ordination statt, nur die Patientin und ich sind anwesend. Für viele Frauen stellt gerade diese Privatheit einen entscheidenden Faktor dar. Besonders wichtig ist, dass die Patientin voll hinter dem Eingriff steht. Anders als die vorangegangene Geburtsverletzung ist die Operation genau planbar und präzise ausführbar, was die Schmerzen im Anschluss reduziert.  Nach erfolgtem Eingriff steht für mich das Schmerzmanagement und die Nachbehandlung im Fokus: Keine meiner Patientinnen soll an Schmerzen leiden, die vermeidbar wären.