- Intim-Medizin
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by Maria Riedhart-Huter
In Indien können sich Frauen pro Monat jetzt einen „Menstruationstag“ frei nehmen, wenn sie unser starken Menstruationsschmerzen leiden. Grundsätzlich eine feine Sache, allerdings sollten Frauen keinesfalls hinnehmen, dass sie regelmäßig so leiden, dass sie nicht mehr arbeitsfähig sind. Denn Menstruationsschmerzen sind kein Schicksal, das frau hinnehmen muss!
Unwohlsein vor oder während der Tage, Krämpfe im Unterleib, Kopfschmerzen, Übelkeit, Kreislaufprobleme… die Liste der Menstruationsbeschwerden umfasst 150 verschiedene Symptome. Zu unterscheiden sind dabei Einschränkungen im Wohlbefinden vor der eigentlichen Menstruation, die dem Prämenstruellen Syndrom zugerechnet werden oder „klassische“ Frauenschmerzen wie Krämpfe bei der Menstruationsblutung.
Wenn Dich Probleme vor oder während der Menstruation so stark einschränken, dass Du Dein normales Leben unterbrechen musst, dann ist auf jeden Fall ein Besuch beim Frauenarzt/der Frauenärztin angezeigt. Nur Deine Gynäkologin/Deine Gynäkologe kann „normale“ Regelschmerzen von Erkrankungen wie z.B. Endometriose abgrenzen. Bei Endometriose handelt es sich um gutartige, aber meist schmerzhafte Wucherungen von Gebärmutterschleimhaut, die sich auch außerhalb der Gebärmutter ansiedeln.
Aber auch wenn es sich „nur“ um Menstruationsschmerzen handelt, muss und soll man diese nicht hinnehmen. Niemand will jedes Monat tagelang leiden, das ist verlorene Lebenszeit.
Einfache (Haus)Mittel
Den schweren Fällen werden diese Hausmittel wahrscheinlich nicht die erwünschte Linderung bringen, ein bisschen Selbstfürsorge tut aber immer gut. Bei gelegentlichen oder leichten Regelbeschwerden kommt man damit mitunter aber gut zurecht.
- Wärme: Die meisten Frauen empfinden ein warmes Kirschkernkissen oder eine Wärmflasche auf den krampfenden Bauch als angenehm.
- Kräutertees: Hier helfen besonders Frauenmantel-Tee, Ingwer-Tee oder Schafgarbe.
- Seit der Antike bekannt bei Frauenproblemen ist der Mönchspeffer: Dieser wird ab der 2. Zyklushälfte genommen und hilft auch bei unregelmäßigem Zyklus, Prämenstruellem Syndrom und Menstruationsschmerzen. Du erhältst ihn als Kräuterauszug rezeptfrei in der Apotheke.
- Sanfte Bewegung: Spazieren gehen oder Yoga helfen manchen Frauen, die lästige Gebärmutterkrämpfe zu lösen. Bei sehr starker Blutung empfehle ich dazu eine Menstruationstasse, weil diese auch sehr große Blutmengen problemlos und sicher aufnehmen kann.
- Magnesium: Dieses wichtige Spurenelement wirkt entkrampfend und hilft daher auch bei Menstruationskrämpfen. Nicht umsonst findet es auch bei vorzeitigen Wehen Anwendung.
Physikalische Geräte
Leidet frau „nur“ unter Krämpfen, kann sie auch mit sogenannten Tensgeräten, wie z.B. dem Produkt „Livia“ gute Erfolge erzielen. Bei Tensgeräten werden über kleine Elektroden am Bauch elektrische Signale an die Nerven abgegeben und die Schmerzwahrnehmung so blockiert. Der Vorteil dieser Methode ist, dass sie nebenwirkungsfrei und einfach ist, allerdings funktioniert sie nicht bei allen Frauen.
Alternative Therapien
Ich habe bei der Behandlung von Regelschmerzen gute Erfahrungen mit der Mesotherapie gemacht. Dabei injiziere ich winzige Dosierungen von Schmerzmitteln in Haut, ins Mesoderm wo die meisten Schmerzrezeptoren sitzen. Die Dosierung ist so minimal, dass der Körper durch die Medikamente nicht belastet wird, durch die punktgenaue Dosierung an der richtigen Stelle haben sie aber eine große Wirkung. Manche Gynäkologen-Kollegen berichten auch von guten Erfahrungen mit traditioneller chinesischer Medizin (TCM).
Schmerzstillende Medikamente
Die sind sicher keine Dauerlösung, aber im Ernstfall schaffen Medikamente einmal relativ rasch Schmerzfreiheit. Meistens werden gegen Menstruationsschmerzen sogenannte Prostaglandin-Hemmer, wie Ibuprofen oder Acetylsäure verschrieben. Manchen Frauen helfen auch krampflösende Medikamente wie Buscopan oder eine Kombination aus beiden.
Hormone/Hormonspirale gegen Menstruationsbeschwerden
Wenn meine Patientinnen nicht nur unter Regelkrämpfen, sondern auch unter weiteren Menstruations-Problemen wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Kreislaufproblemen etc. , bzw. auch unter starken prämenstruellen Einschränkungen leiden, dann empfehle ich die Behandlung mit Hormonen, die einen Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verhindern. Auf diese Weise wird das notwendige monatliche Abbluten der Schleimhaut vermieden. Besonders praktisch ist das natürlich auch für Frauen, die sich eine sehr verlässliche Verhütung wünschen.
Die Pille: In Frage kommen dafür Pillen auf Gestagen-Basis. Diese werden ohne Pause täglich eingenommen, es kommt zu keiner Blutung. Nachteil: Diese Pille muss sehr regelmäßig genommen werden, da man trotz Einnahme einen Eisprung hat, nur der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut wird verhindert. Bei manchen Frauen führt sie zu Hautunreinheiten.
Die Hormonspirale: Die Hormonspirale wird von Deiner Frauenärztin/Deinem Frauenarzt direkt in die Gebärmutter eingeführt und bleibt dort je nach Modell zwischen 3 und 5 Jahren liegen. Außer natürlich, Du willst sie früher entfernen lassen, das ist jederzeit möglich. Die Hormonspirale gibt minimale Mengen an Gestagen direkt in die Gebärmutter ab, wodurch sie nur sehr wenig Einfluss auf den restlichen Körper hat. Diese kontinuierliche Gestagen-Freisetzung verhindert weitgehend den Aufbau der Gebärmutter-Schleimhaut. Dadurch kommt es nur zu einer sehr schwachen oder gar keiner Blutung mehr. Für Frauen mit starken Menstruationsbeschwerden stellt das oft eine richtige Erlösung dar. Zusätzlich zu dieser Wirkung führt das Gestagen dazu, das der Zervixschleim sehr zähflüssig wird, sodass sich Spermien darin kaum fortbewegen können. Die Hormonspirale gilt damit als sicherte Verhütungsform, noch sicherer als eine Eileiter-Unterbindung.
Gut zu wissen: Eine monatliche Menstruation ist nicht notwendig!
In Industrieländern gilt eine regelmäßige monatliche Menstruation als normal und „gesund“. Untersuchungen an indigenen Völkern zeigen aber, dass es sich bei der Menstruation dort eher um einen Ausnahmefall handelt. Bei frei lebenden Völkern menstruieren Frauen viel seltener, da sie häufiger schwanger sind, länger stillen oder auch längere Phasen mit wenig Nahrungsangebot erleben, in denen der Eisprung ausfällt. Eine monatliche Menstruation ist also eher eine Erscheinung der Industrieländer mit geringer Geburtenrate und hohem Nahrungsangebot.
Alternative Monatshygiene gegen Pilz & Co
Juckreiz oder Brennen im Intimbereich während der Tage sind häufig nicht eine Begleiterscheinung der Menstruation, sondern können auch eine Reaktion auf Chemikalien-Rückstände oder Plastikbestandteile in herkömmlichen Hygiene-Produkten darstellen. Wenn Du unter solchen Problemen leidest, empfehle ich, die Monatshygiene zu wechseln, um zu schauen, ob das eine Verbesserung bringt. Besonders praktisch finde ich den Menstruationsbecher. Aus medizinischen Silikon gefertigt, stört er das Scheidenmilieu nicht und kann, richtig platziert, große Mengen Blut aufnehmen. Das macht ihn ideal für Sport und Situationen, in denen man nicht ständig eine saubere Toilette zur Verfügung hat. Nach Gebrauch wird der Menstruationsbecher nur mit Wasser und Seife gut gereinigt, was ihn auch besonders nachhaltig macht. Tampons aus Biobaumwolle helfen ebenfalls Hautirritationen zu vermeiden. Manche meiner Patientinnen bevorzugen auch spezielle Menstruationswäsche aus natürlichen Materialien, die deutlich mehr Blut als ein großer Tampon aufnehmen kann und anschließend in der Waschmaschine gewaschen wird.
Auch wenn Menstruationsschmerzen in den meisten Fällen keinen Krankheitswert haben, fühlen sich viele Frauen und Mädchen jeden Monat regelrecht ausgeknockt davon. Es gibt eine Vielzahl von Maßnahmen, um die Menstruation angenehmer, leichter und vor allem schmerzfrei zu machen. Das Gespräch mit Deiner Frauenärztin/Deinem Frauenarzt ist der erste Schritt dazu…