Nahaufnahme einer Person, die ein graues T-Shirt trägt, welches unter den Armen deutliche Schweißflecken aufweist. Der Fokus liegt auf den nassen Stellen des Stoffes, die auf übermäßiges Schwitzen hindeuten.
  • Aktuelles
  • by Maria Riedhart-Huter
  • 6. Juli 2021
  • 2

Manche meiner PatientInnen waren über die Beschränkungen der Coronazeit geradezu erleichtert. Ganz selbstverständlich niemanden mehr die schweißnasse Hand geben müssen, nicht mehr die Peinlichkeit erleben, dass der Andere dabei zurückzuckt. Ein bis zwei Prozent der Bevölkerung leidet unter grundlosem, übermäßigem Schwitzen. Diesen Menschen kann die Medizin heute einfach und risikolos helfen!

 

Über den gesamten Körper verteilt besitzt der Mensch Schweißdrüsen. Bei Hitze, körperlicher Anstrengung, Angst, Aufregung oder Krankheit beginnen wir aus ihnen zu schwitzen. Ziel dabei ist es, in jeder Situation eine konstante Körpertemperatur zu gewährleisten, um unsere Organe vor Überhitzung zu schützen. Damit verfügt der Mensch, gegenüber den meisten anderen Säugetieren, über ein perfektes Kühlsystem, das ein  großer evolutionsbiologischen Vorteil für uns war. Die gute Stabilisierung unserer Körpertemperatur hat es den Frühmenschen ermöglicht, Mammuts tagelang zu hetzen und zu jagen, bis sie komplett erschöpft waren. Manchmal aber läuft dieser komplexe körperliche Vorgang aus dem Ruder und wir schwitzen exzessiv und grundlos…

Exzessives Schwitzen – woher kommt es?

Warum schwitzen manche Menschen scheinbar grundlos so übermäßig? In diesem Fall kann eine Blutuntersuchung krankhafte Ursachen wie Diabetes, Stoffwechselerkrankungen wie eine Schilddrüsenüberfunktion etc. schon weitgehend ausschließen. Manchmal liegt der Grund auch in starkem Übergewicht oder in psychischen Problemen wie einem Burnout. Auch manche Medikamente führen zu übermäßigem Schwitzen…

Übermäßiges Schwitzen ohne Grund

Bei ein bis zwei Prozent der Menschen lassen sich aber keine solchen Ursachen dafür finden, warum sie exzessiv stark schwitzen, bevorzugt an Händen, Füßen, Kopf und unter den Achseln.Auch bei  kühlen Temperaturen bilden sich unter den Armen riesige Schweißflecken, ständig sind die Füße in den Schuhen nass, was vermehrt zu Hautproblemen wie Fußpilz führt. Exzessives Schwitzen ist einerseits ein soziales Problem, wenn man sich scheut, jemanden die Hand zu geben oder irgendwo die Schuhe auszuziehen, schafft aber auch körperliche Probleme, wenn man auch bei kalter Witterung ständig feuchte Kleider oder nasse Schuhe tragen muss…

Erste Hilfe bei übermäßigem Schwitzen

Normale Deos helfen zwar, dass die Schweißbäche nicht gleich unangenehm riechen, packen das Problem des exzessiven Schwitzens aber nicht an der Wurzel. Durchaus wirksame Abhilfe können hier Antitranspirans aus der Apotheke schaffen. Antitranspirantien enthalten Aluminiumchlorid, was einerseits zu einem Zusammenziehen der Schweißdrüsen führt, sie andererseits durch einen Aluminium-Protein-Komplex etwas verstopft. Das Ergebnis ist eine, zumindest kurzfristig, verringerte Schweißmenge. Derartige Antitranspirans müssen regelmäßig verwendet werden, damit sie ihre Wirkung entfalten. Aluminiumsalze werden in der Forschung immer wieder widersprüchlich diskutiert. Grundsätzlich hat der zuständige EU-Ausschuss für Verbrauchersicherheit aber Entwarnung gegeben. Laut einer Studien aus dem Jahre 2019 werden deutlich geringere Mengen von Aluminiumsalzen durch die Haut aufgenommen, als früher angenommen. Auch die hartnäckige Behauptung, dass Aluminiumsalze Brustkrebs verursachen, entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Grundlage.

Nachhaltige Behandlung von übermäßigem Schwitzen mit Botox

Unter Betrachtung des enormen Leidensdrucks, unter den meine übermäßig schwitzenden Patientinnen und Patienten leiden, rate ich meist zu einer längerfristigen Lösung des Problems. Grundsätzlich wäre es möglich Schweißdrüsen herauszuoperieren, aber diese Eingriffe sind doch mit häufigen Nebenwirkungen behaftet. Ich empfehle eher eine komplikationslose Behandlung mit Botox, da sie vier bis 6 Monate praktisch komplette Beschwerdefreiheit verspricht. Botox wirkt sehr ursächlich gegen übermäßiges Schwitzen, indem es die Ausschüttung des zuständigen Nervenbotenstoffs Acetylcholin unterbindet und somit die Schweißdrüsen lähmt  – während die Betroffenen aufatmen. Botox wird seit den Siebzigerjahren in verschiedenen Bereichen milliardenfach verwendet, schädliche Langzeitfolgen sind nicht bekannt. Eine erfolgreiche Botoxbehandlung gegen exzessives Schwitzen führt bei den Betroffenen auch psychisch zur Entspannung und durchbricht die Spirale von Angst bzw. Scham und Schwitzen.

 Tipps bei exzessivem Schwitzen

Es gibt eine Reihe von hilfreichen Tipps, die zwar wenig gegen das übermäßige Schwitzen an sich helfen, aber zumindest die lästigen Begleiterscheinungen lindern.

Salbeitee: Über den Tag verteilt einige Tassen Salbeitee trinken soll die Schweißproduktion etwas eindämmen.

Fußgeruch: Wichtig ist hier einerseits die richtige Fußpflege. Die Füße sollten regelmäßig von der Hornhaut befreit und natürlich gut, auch in den Zehenzwischenräumen, gewaschen werden. Anschließend empfiehlt sich ein desodorierender Fußpuder. Ideal sind Socken aus Bambus oder Wolle, Baumwollsocken trocknen eher schlecht, die Füße bleiben nass. Auch Spezialsocken mit Silberfäden sind empfehlenswert, da sie den Zersetzungsprozess des Schweißes verzögern. Gut bewährt haben sich dünne Zirbenholzeinlagen in den Schuhen. Diese schaffen nicht nur ein besseres Klima im Schuh, das im Zirbenholz enthaltene ätherische Öl wirkt auch antibakteriell.

Wenn die Schuhe müffeln…kann man sie mit einem Schuhdesinfektionsspray behandeln oder mit gewöhnlichem Backnatron. Natron in die Schuhe streuen und am besten über Nacht einwirken lassen, anschließend gut „ausbeuteln“. Hilfreich ist auch ein Tausch der Innensole, wenn die Geruchsbelästigung zu heftig geworden ist. Last but not least: Ein getragener Schuh sollte immer mindestes 24 Stunden Zeit haben, um auszulüften und niemals, wirklich niemals, ohne Socken getragen werden.