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by Maria Riedhart-Huter
Sommerzeit ist Herpeszeit: Erste Hilfe gegen Fieberblasen und Genitalherpes!
Herpes ist eine weit verbreitete Virusinfektion, die in verschiedenen Formen auftreten kann. Die zwei am häufigsten vorkommenden Formen sind Herpes labialis, besser bekannt als „Fieberblasen“ und Herpes genitalis. Verursacht werden beide durch das Herpes-simplex-Virus (HSV), das in zwei Typen unterteilt wird: HSV-1 und HSV-2.
Lippenherpes bzw. Fieberblasen
Orale Herpesinfektionen, auch bekannt als Lippenherpes oder Fieberbläschen, werden in der Regel durch den Kontakt mit infizierten Bläschen oder Speichel übertragen, zum Beispiel durch Küssen, Teilen von Besteck, Trinken aus dem gleichen Glas oder sogar durch Berührung der betroffenen Stellen und anschließende Berührung des eigenen Mundes. Auf diese Weise kann auch durch Oralsex Lippenherpes auf den Intimbereich übertragen werden.
Genitalherpes tritt im Intimbereich von Männern und Frauen auf und wird hauptsächlich durch sexuellen Kontakt weitergegeben. Die Verwendung eines Kondoms schützt vor Ansteckung.
Um die Übertragung von oralen und genitalen Herpesinfektionen zu verhindern, sollte generell enger Kontakt mit Personen, die Herpessymptome zeigen, vermieden werden, weiters sollten aber auch keine Handtücher, Gläser, Besteck etc. geteilt werden.
Achtung Neugeborene: Lebensgefahr!
Leidet eine werdende Mutter zum Zeitpunkt der Entbindung an einem Genitalherpes muss auf jeden Fall ein Kaiserschnitt durchgeführt werden. Bei der Geburt würde sich das Neugeborene mit dem Genitalherpes anstecken und da sein Immunsystem noch inkompetent, also unreif ist, würde es lebensgefährlich erkranken. Selbst wenn es überlebt, könnte es bleibende Schäden davon tragen. Aus diesem Grund verschreibe ich Müttern, die zu Genitalherpes neigen, zwei bis drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin ein Herpesmedikament, um in dieser vulnerablen Zeit den Ausbruch des Virus zu vermeiden, damit einer vaginalen Geburt nichts im Wege steht.
Aber auch die ersten zwei Lebenswochen sollen Menschen mit Lippenherpes womöglich keinen Kontakt zum Neugeborenen haben, bzw. extrem vorsichtig sein, es nicht küssen, Hände desinfizieren bevor sie das Baby anfassen etc. Das Risiko für das Baby sinkt in den folgenden Wochen deutlich, weil sein Immunsystem immer weiter ausreift.
Erstinfektion mit dem Herpesvirus
Typischerweise beginnt eine Erstinfektion mit Herpes mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerzen und geschwollenen Lymphknoten. Diese Symptome können oft mit einer herkömmlichen Erkältung oder Grippe verwechselt werden, was die Diagnose erschweren kann. Im Anschluss zu diesen unspezifischen Symptomen kommt es meistens zu einem Kribbeln, Brennen und/oder Jucken an den Lippen oder im Genitalbereich, gefolgt von der Bildung von schmerzhaften Bläschen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Diese Bläschen können platzen und Krusten bilden, die ohne Narben abheilen.
Leider ist es damit nicht erledigt, sondern das Herpesvirus nistet sich im Zentralnervensystem ein und wartet auf seine nächste Chance. In dem Moment, wo das Immunsystem schwächelt, sei es durch eine Erkältung, durch Stress oder UV-Licht, bricht es immer wieder aus.
Die Sonne bringt das Virus ans Licht!
Sonnenlicht spielt eine wichtige Rolle bei der Auslösung von Herpesinfektionen. UV-Strahlung kann das Immunsystem schwächen und die Aktivierung des Virus begünstigen, was zu einem Ausbruch von Herpes führen kann. Dabei muss gar kein Sonnenbrand entstehen, stärkere Sonnenexposition fährt das Immunsystem immer vorübergehend herunter und das Virus bricht aus. Gerade Patientinnen, die zu Herpesinfektionen neigen, kann ich nur raten, ab dem Frühjahr wirklich konsequent Sonnenschutz zu verwenden, um dem Virus keine Chance zu geben.
Behandlung und Vorbeugung von Herpesinfektionen
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Herpescremes und antivirale Tabletten
Zur Behandlung von Herpes stehen verschiedene lokale Cremes, aber auch Tabletten mit antiviralen Wirkstoffen zur Verfügung, um die Symptome zu lindern, die Heilung zu beschleunigen und die Bildung weiterer Bläschen zu verhindern. Leider bieten Viren den Medikamenten nicht so viele Angriffspunkte wie zum Beispiel Bakterien, was Virusinfektionen generell viel schwerer behandelbar macht, als die meisten bakteriellen Infektionen.
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L-Lysin
Ein weiterer Ansatz zur Behandlung und Vorbeugung von Herpes ist die Einnahme von L-Lysin, einer Aminosäure, die dazu beitragen kann, die Vermehrung des Virus zu hemmen. Eigentlich benötigt das Herpesvirus zur Reproduktion eine andere basische Aminosäure, nämlich Arginin. Da das Herpesvirus, sehr vereinfacht beschrieben, aber zwischen den beiden Aminosäuren nicht unterscheiden kann, nimmt es bei einem Überangebot von L-Lysin einfach dieses …und kann sich nicht mehr vermehren. Außerdem verbessert L-Lysin die Immunantwort des Körpers. Manche meiner Patientinnen reagieren sehr gut auf die Gabe von L-Lysin, bei anderen zeigt es wiederum wenig Wirkung. Ausprobieren ist deswegen angesagt.
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Glutathionstherpie
Bei immer wiederkehrenden, schlecht behandelbaren Herpesinfektionen empfehle ich meinen Patientinnen Glutathioninfusion, um das Immunsystem zu stärken. Glutathion stärkt das Immunsystem und verbessert damit die Abwehr des Virus. Durch die Darreichung als Infusion tritt die Wirkung besonders schnell ein.
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Impfung gegen Gürtelrose
Ich habe bei meinen Patientinnen häufiger feststellen können, dass sich nach einer Impfung gegen Gürtelrose auch die Häufigkeit von Genitalherpes verringert hat. Das heißt, die Impfung gegen die Gürtelrose (Herpes Zoster) macht das Immunsystem möglicherweise auch gegen andere Herpesarten schärfer. Einen Versuch ist es für besonders geplagte Personen jedenfalls wert.
Gürtelrose: Der gefährliche Bruder der Windpocken
Eine weitere Form von Herpes ist die Gürtelrose oder Herpes Zoster, die durch das Varizella-Zoster-Virus verursacht wird, das auch für Windpocken verantwortlich ist. Dh, alle Personen, die schon einmal an Windpocken (=Feuchtblattern, Schafblattern) erkrankt waren, was auf fast 100 Prozent der Bevölkerung zutrifft, können jederzeit auch Gürtelrose bekommen. Ein Drittel aller Menschen erkrankt in ihrem Leben an Gürtelrose. Obwohl Gürtelrose in jedem Lebensalter auftreten kann, sind Menschen ab 50, speziell, wenn sie unter Vorerkrankungen leiden, besonders gefährdet. Mit jedem weiteren Lebensjahr steigt das Risiko weiter an.
Gürtelrose ist eine sehr gefürchtete Krankheit, weil sie einerseits sehr schmerzhaft ist und andererseits bei einem Drittel der Infizierten einen Krankenhausaufenthalt notwendig macht. Außerdem können die Nervenschmerzen auch nach der Genesung noch jahrelang anhalten, bei der besonders gefährlichen Form der Gesichtrose können Blind- oder Taubheit zurückbleiben.
Bei dem Gürtelrose Impfstoff handelt es sich um einen Tot-Impfstoff, der in zwei Dosen im Abstand von maximal sechs Monaten verabreicht wird. Nach 10 Jahren ist eine Auffrischung notwendig.