Eine Frau mit grauem Haar lächelt und trotzt mit ihrem jugendlichen Aussehen den Zeichen des Alterns.
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  • by Maria Riedhart-Huter
  • 5. Oktober 2023
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Wir alle kennen Botox als wirkungsvolle Wunderwaffe gegen böse Zornes- oder Stirnfalten.

War das Mittel  früher den Stars und Sternchen vorbehalten, ist die Behandlung mittlerweile längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Kaum bekannt hingegen ist die positive Wirkung von Botox bei Migräne, ständiges Erröten, Akne und sogar bei Muskelverspannungen und Spasmen. Auch im gynäkologischen Bereich findet es Anwendung. In diesem Blog widme ich mich daher den vielseitigen Therapiemöglichkeiten von Botox in der modernen Medizin.

 

Was ist Botox?

Botox ist eigentlich die Abkürzung für Botulinum Toxin. Dabei handelt es sich um ein Produkt des Bakteriums Clostriduim botulinum, das die Eigenschaft hat, Muskeln bzw. Nerven vorübergehend lähmen zu können. Diese Wirkung macht sich die Medizin schon seit 40 Jahren zunutze. Botox gilt als sehr sicheres Medikament, weil speziell in der ästhetischen Medizin nur minimale Dosen verwendet werden und weil vierzig Jahre Erfahrung damit vorliegen.

Kleine Dosis – große Wirkung

Das Einsatzgebiet von Botox ist längst nicht auf die ästhetische Medizin beschränkt, vielmehr wird es überall dort eingesetzt, wo eine Entspannung des Muskels Heilung oder Linderung bringen kann.

Chronische Migräne:

Bereits seit zwölf Jahren ist Botox zur Behandlung von chronischer Migräne zugelassen. Migräne gilt als chronisch, wenn Betroffene jeden 2. Tag darunter leiden. Versagen andere Therapieoptionen, wie zum Beispiel die „Migränespritze“ (monoklonaler Antikörper), kann Botox in verschiedene Gesichtsmuskeln injiziert, in günstigen Fällen die Migräneanfälle bzw. die Intensität um 50 % reduzieren. Da man die genaue Ursache von Migräne nicht kennt, ist auch nicht die genaue Wirkung von Botox bei Migräne nicht ganz geklärt. Vermutet wird, dass Botox die für die Migräneattacken zuständigen Botenstoffe blockiert.

Zähneknirschen:

Dem Aufeinanderpressen des Kiefers in der Nacht war bisher nicht beizukommen. Betroffene mussten eine Zahnschiene tragen und versuchen, ihre inneren Spannungen durch autogenes Training, Meditation, Yoga etc. abzubauen. Letzteres empfehle ich immer noch, um die Ursache zu bekämpfen. Bis diese Therapien wirken, können gezielte Botox-Injektionen in den Kaumuskeln die Zähne retten.

Übermäßiges Schwitzen:

Ständig feuchte Handflächen, nasse Achseln oder Schweißfüße? Hier können Injektionen mit Botox in die oberen Hautschichten unkompliziert und effektiv helfen. Nach wenigen Tagen setzt die volle Wirkung ein, allerdings muss die Behandlung nach drei bis sechs Monaten wiederholt werden. Bei regelmäßiger Therapie bessert sich das übermäßige Schwitzen allerdings generell.

Ständiges Erröten:

Leidet man ständig unter Erröten, wird ein Teufelskreis in Kraft gesetzt und Betroffene ziehen sich häufig sozial zurück. Hier helfen verhaltenstherapeutische Maßnahmen, Botox-Injektionen in den Sympatikus-Nerv können die Situation aber rasch entspannen helfen.

Botox in der Intimmedizin:

Scheidenkrampf:

Für Frauen, die unter Scheidenkrämpfen leiden und weder Sex haben und noch einen Tampon einführen können, ohne dass sich die Vaginalmuskulatur massiv verkrampft, stellt Botox eine Erlösung dar. Natürlich sollten die Betroffenen mögliche Traumata, die zu dieser Situation geführt haben, psychologisch aufarbeiten, aber die Botox-Behandlung durchbricht effektiv die Angst-Schmerz-Spirale.

Scheidenrisse und Analfissuren:

Verletzungen im Intimbereich können äußerst schmerzhaft und langwierig sein. Mittels winziger Botox-Injektionen kann die Muskelspannung im verletzten Bereich reduziert werden und die Verletzungen können im wahrsten Sinne des Wortes entspannt heilen.

Botox in der Dermatologie:

Narben:

Narben stellen nach wie vor ein großes Problem in der Dermatologie dar. Die Unterspritzung einer Narbe  mit Botox direkt nach erfolgter Wundheilung hat sich in verschiedenen Studien als effektiv gegen wulstiges Narbengewebe erwiesen. Ursache dafür dürfte eine gezielte „Ruhigstellung“ des verletzten Areals sein, wodurch die Wunde besser heilen kann, Entzündungsreaktionen und ein damit überschießend reagierendes Immunsystem vermieden werden. Das Ergebnis sind flache, unauffällige Narben.

Akne:

Nicht nur Aknenarben lassen sich mit Botox gut behandeln, es hat sich herausgestellt, dass Botox auch die bei AknepatientInnen zu starken Talgprodukten deutlich eindämmen kann. Weniger Talgproduktion bedeutet auch weniger Akne.

Rosacea:

Bei Rosacea handelt es sich um eine relativ häufige, chronische Hauterkrankung, bei der vorerst das Blutgefäße-Geflecht unter der Haut sichtbar wird, die Haut wirkt dadurch gerötet. Später können Knötchen, Bläschen und Gewebeneubildungen dazu kommen. Betroffene leiden unter Juckreiz und Schmerzen sowie der optischen Beeinträchtigung. Die Therapie mit sogenanntem „Baby- oder Microbotox“ hat sich in aktuellen Studien als effektiv gegen die Krankheit erwiesen, weil Botox offenbar den Entzündungsprozess reduziert. Bei der Behandlung wird stark verdünntes Botox („Baby-Botox“) ganz oberflächlich in die oberen Hautschichten injiziert. Es hat keinen Einfluss auf die natürliche Mimik.

Botox bei orthopädischen Problemen

Chronische Schulter- und Nackenschmerzen:

Wenn herkömmliche Therapien wie Physiotherapie, Massagen oder Stoßwellenbehandlungen bei Schulter- und Nackenschmerzen nicht mehr helfen, kann Botox eine wirksame Alternative sein. Interessanterweise beruht die Schmerzlinderung nicht nur auf der nachlassenden Muskelanspannung durch die Botox-Injektion, sondern PatientInnen fühlen schon Erleichterung, bevor die entspannende Wirkung nach ein paar Tagen richtig einsetzt. Auch hier scheint Botox die Botenstoffe für die übertriebene Schmerzreaktion reduzieren zu können.

Tennisarm, Fersensporn, Kniescheibenschmerzen:

Selbst bei diesen Gesundheitsproblemen wird Botox erfolgreich eingesetzt.

Botox in der ästhetischen Medizin

Natürlich ist der ästhetische Bereich nach wie vor Haupteinsatzgebiet von Botox. Verspricht es doch effiziente Faltenreduktion, praktisch ohne Nebenwirkungen. Besonders typische Mimikfalten wie dieZornesfalte“ zwischen den Augen, aber auch Lachfältchen, Krähenfüße oder hängende Mundwinkel lassen sich mittels Botox-Injektion wegzuzaubern. Bei den lästigen Nasiolabialfalten über dem Mund handelt es sich wiederum eher um Erschlaffungsfalten durch den natürlichen Alterungsprozess. Hier kann eine Kombination von Botox mit einem Filler aus Hyaluronsäure Abhilfe schaffen.

Klare Gesichtskonturen wie Nofretete:

Die ägyptische Pharaonin Nofretete galt als schönste Frau ihrer Zeit. Wenn man nicht ganz so gesegnet ist wie sie und sich langsam Hamsterbäckchen, Venusringe und Fältchen am Hals abzeichnen, verhilft der sogenannte „Nefretiti Lift“ mittels Botox-Spritze wieder zu einer straffen, schönen Gesichtskontur.

Lip flip:

Relativ neu in der Schönheitsmedizin ist der Lip flip. Dabei handelt es sich um eine Methode, um die Lippen dezent, etwas voller wirken zu lassen. Zu diesem Zweck injiziere ich eine Kombination aus Botox und Hyaluronsäure in das Lippenherz. Durch die sanfte Entspannung des Lippenmuskels „flippt“, also rotiert die Oberlippe etwas nach oben, wodurch sie mehr Lippenrot zeigt. Wer sich optisch etwas vollere Lippen wünscht, ohne sie wirklich aufspritzen zu lassen, wird mit dieser Methode zufrieden sein.

Licht und Schatten von Botox

Die Wirkung von Botoxinjektionen setzt erst nach ein paar Tagen ein und hält zwischen drei und sechst Monaten. Der Nachteil ist natürlich, dass man die Behandlung so regelmäßig wiederholen muss. Aber kein Nachteil ohne Vorteil:  Sollte man aber wirklich nicht zufrieden sein, dann ist das Ergebnis auch nicht für immer.

Die Zeit, in der die Gesichter durch Botoxbehandlungen zwar faltenfrei, aber maskenhaft starr gewirkt haben, gehören heute dank der verwendeten minimalen Dosen Gott sei Dank der Vergangenheit an.