Eine Person hält ein Blutteströhrchen mit der Aufschrift „STD-Test“.
  • 1

Chlamydia trachomatis ist eine sexuell übertragbare Erkrankung, die in den meisten Fällen asymptomatisch verläuft und zur Unfruchtbarkeit führen kann. Eine Infektion mit Human Papillomaviren wiederum kann zu Gebärmutterhalskrebs führen…und eine Ansteckung mit Hepatitis B zur Leberzirrhose oder Leberkrebs. Die gute Nachricht: Vor allen diesen Krankheiten gibt es wirksamen Schutz!

Dieses Blogthema ist mir ein wirkliches Anliegen, denn immer wieder behandle ich in meiner Ordination vor allem junge Frauen, die durch den Verzicht von Kondomen während relativ kurzer Beziehungen unter verschiedenen sexuell übertragbaren Krankheiten leiden.

Spaß am Sex ohne Reue

Wer also Sex ohne Reue genießen will, sollte im Vorfeld einiges beachten. Mit einer Kombination aus Präservativ und Impfungen ist man vor den meisten Schattenseite der  schönsten Sache der Welt gut geschützt.

Chlamydien-Infektion

Die Chlamydien-Infektion in Zahlen:

  • Laut Robert Koch Institut bleiben 80 Prozent aller Chlamydien-Infektionen bei Frauen symptomlos.
  • Bei jungen Frauen bis zum Alter von 25 Jahren wird davon ausgegangen, dass rund 20 Prozent von ihnen mit Chlamydien infiziert sind und es daher auch weitergeben können.
  • Beim ungeschützten Verkehr mit einer Chlamydien-infizierten Person beträgt die Wahrscheinlichkeit sich anzustecken wiederrum 60 Prozent.

Unfruchtbar durch Chlamydien-Infektion?

Bei Chlamydien handelt sich um Bakterien, die Behandlung ist also ganz einfach und erfolgt mittels Antibiotikum. Dazu muss man aber erst einmal wissen, dass man infiziert ist, denn bei den wenigsten Frauen machen sich Symptome bemerkbar. Deine Frauenärztin kann einen Vaginalabstrich machen und eine Infektion mit Chlamydien so ganz einfach feststellen. Unbehandelt greifen Chlamydien zuerst den Gebärmutterhals an und können dann in die Gebärmutter selbst und in die Eileiter hochsteigen. Der Erreger ruft eine Entzündung hervor, die unbehandelt bis zur Unfruchtbarkeit führen kann. In der Frühschwangerschaft kann eine Chlamydieninfektion außerdem zu einer Fehlgeburt führen.

Mögliche Symptome einer Chlamydien-Infektion

Wie gesagt, für die meisten Frauen stellen Chlamydien einen unerkannten Feind dar, aber bei folgenden Symptomen solltest Du auf jeden Fall Deine Frauenärztin aufsuchen:

  • Farbe, Geruch oder der Menge Deines vaginalen Ausflusses hat sich verändert.
  • Zwischenblutungen oder stärkere Regelblutung,
  • Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr,
  • Brennen beim Urinieren, verstärkter Harndrang (Entzündung der Harnröhre, Urethritis),
  • Schmerzen im unteren Bauchbereich oder beim Sex

Zwischen Ansteckung und Symptomen liegen meist 1 bis 3 Wochen (=Inkubationszeit).

 Symptome einer Chlamydien-Infektion beim Mann

Zumindest die Hälfte der infizierten Männer entwickelt Symptome:

  • Brennen beim Harnlassen und eitrigen Ausfluss (Entzündung der Harnröhre, Urethritis),
  • Schmerzen in den Hoden

Durch eine Entzündung der Prostata und der Samenwege können auch Männer zeugungsunfähig werden.

Wird bei einem Partner eine Chlamydien-Infektion nachgewiesen, müssen alle Sexualpartner der letzten 6 Monate informiert und gegebenenfalls behandelt werden. Sowohl Frauen als auch Männer bleiben während und nach einer Chlamydien-Infektion anfälliger für eine Ansteckung mit dem HIV-Virus.

HPV – der unsichtbare Krebserreger

Hinter dem Kürzel HPV verbirgt sich das Human Papillomavirus. Von diesem heimtückischen Virus gibt es 200 Unterarten – allerdings sind „nur“ 14 davon wirklich gefährlich. Die dafür aber umso mehr, denn diese Hochrisiko-Stämme können neben Gebärmutterhals- und Anal-Krebs, auch Karzinome an Vulva, Vagina, Mandeln und bei Männern am Penis verursachen. Zusätzlich gelten sie als Erreger der sehr unangenehmen genitalen Feigwarzen. Immer noch ist Gebärmutterhalskrebs die häufigste Krebsart bei jungen Frauen und die dritthäufigste bei allen Frauen insgesamt.

Wie bemerkt man eine HPV-Infektion?

80 Prozent aller Menschen stecken sich im Laufe des Lebens mit HPV an. Die Viren sind so virulent, dass auch die Verwendung von Kondomen nicht davor schützt. Beim regelmäßigen Gyn-Check-up macht Deine Frauenärztin einen sogenannten PAP-Test. Dazu nimmt sie einen schmerzlosen Abstrich von Deinem Muttermund und schickt ihn ins Labor. Im Labor wird dieser Abstrich dann auf entartete Zellen untersucht. Je mehr davon gefunden werden, desto höher ist das Krebsrisiko bzw. hat sich eine Krebserkrankung entwickelt. Gebärmutterhals-Krebs ist aber eine sehr langsam voranschreitende Krebsart. Sollte der PAP-Test einmal ungünstig ausfallen, ist das kein Grund zur Panik. Zuerst empfehle ich dann einen Test auf HPV-Viren, um festzustellen, ob Hochrisikokeime vorhanden sind. Falls nein, kann man das Ergebnis des PAP-Tests gelassener nehmen, falls ja ist eventuell eine Biopsie des Muttermundes zur genaueren Untersuchung angezeigt. In den meisten Fällen reicht eine Kontrolle des Muttermundes durch Abstrich jede drei Monate aus, denn die meisten HPV-Infektionen heilen innerhalb von zwei Jahren von selbst aus. Dann reicht wieder eine jährliche Untersuchung.

Sollte sich doch bereits ein Muttermund-Karzinom entwickelt haben, ist das im Frühstadium durch eine kleine Operation, der sogenannten Konisation, einfach und tagesklinisch möglich. Die Konisation beeinträchtigt nicht die Fruchtbarkeit, ist jedoch mit leichter Frühgeburtlichkeit assoziiert. In späteren Stadien muss oft die gesamte Gebärmutter entfernt und weitere therapeutische Maßnahmen ergriffen werden. Wenn Du jährlich bei der Frauenärztin ein Abstrich gemacht hast, tritt so eine Situation aber gar nicht ein und Du musst Dir keine Sorgen machen.

Die HPV-Impfung gegen Krebs und genitale Krankheiten

Der Idealfall ist aber, dass unser Immunsystem HPV-Viren zuverlässig erkennt und unschädlich macht, bevor es zu diesen unerfreulichen Situationen kommen kann. Das Nationale Impfprogramm sieht daher eine kostenlose HPV-Impfung für Kinder vor Eintritt in die Pubertät vor. Vor dem 15. Geburtstag reichen zwei Teilimpfungen, Personen ab 15 Jahren brauchen 3 Teilimpfungen. Idealerweise erfolgt die Impfung vor dem ersten sexuellen Kontakt. Aber auch später macht sie hochgradig Sinn. Da durch die Covid-Pandemie viele Jugendliche nicht gegen HPV geimpft wurden, beteilige ich mich mit meiner Praxis an der Catch-up-Aktion alle unter-18-Jährigen gegen diesen heimtückischen Erreger zu impfen. Die HPV Impfung ist aber auch für erwachsene Frauen und speziell für solche, die bereits unter Gebärmutterhalskrebs gelitten haben, hochsinnvoll. Gerade bei letzteren kann durch die Impfung das Rezidiv-Risiko deutlich gesenkt werden. Auch im Falle einer HPV-Impfung ist der jährliche Check-up bei der Frauenärztin trotzdem notwendig. ACHTUNG: Die HPV Impfung ist nur bis zum 12. Lebensjahr gratis!

 Hepatitis B – Leberzirrhose durch Infektion

Auch die Infektion mit dem HBV Virus passiert meistens durch ungeschützten sexuellen Kontakt, wobei Blut eine Rolle spielt. Durch kleinste Schleimhautverletzungen kann es schon zur Übertagung kommen. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis drei Monate, allerdings spüren zwei Drittel der Infizierten keinerlei oder nur wenige Symptome, die oft eher mit einer Grippe verwechselt werden. Mögliche Symptome sind:

  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Gelenks- und Gliederschmerzen
  • Verdauungsprobleme wie Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
  • Typisch: Der Urin wird deutlich dunkler, der Kot dafür heller
  • Eventuell Gelbfärbung der Haut

Die große Gefahr der Hepatitis B besteht darin, dass die Erkrankung chronisch werden kann. Ohne dass der/die Betroffene vorerst viel davon merkt, zerstört das Virus die Leber, es entsteht eine Schrumpfleber (Leberzirrhose) und in weiterer Folge eventuell Leberkrebs. 80 Prozent aller Leberkrebs-PatientInnen hatten zuvor eine Leberzirrhose.

Hepatitis B ist heute behandelbar, allerdings dauert die Therapie viele Monate bis Jahre, manchmal auch ein Leben lang. Immer ist die Erkrankung eine sehr große Belastung für die allgemeine Gesundheit des/der PatientIn.

Gegen Hepatitis B steht heute eine äußerst wirksame und nebenwirkungsarme Impfung zur Verfügung, die in drei Teilimpfungen verabreicht wird und auch im staatlichen kostenfreien Kinderimpfprogramm enthalten ist. Babys erhalten die drei Impfungen im ersten Lebensjahr, bis zum 15. Lebensjahr ist eine Auffrischung empfohlen. Die Impfung kann aber jederzeit im Erwachsenenalter bis zum 65. Lebensjahr nachgeholt werden. Bei vollständig absolviertem Impfzyklus sind gelegentliche Titerkontrollen angezeigt, um zu überprüfen, ob noch ausreichend Schutz vorhanden ist.

Fazit: Die Verwendung eines Kondoms hilft sehr zuverlässig vor einer Ansteckung mit Chlamydien oder Hepatitis B – das betrifft oralen, vaginalen und analen Verkehr, aber leider nicht vor HPV-Viren. Gegen HPV-Viren und Hepatitis B stehen wirksame Impfungen zur Verfügung. Ein regelmäßiger Check-up bei Deiner Frauenärztin hilft einerseits symptomlose Chlamydien-Infektionen zu erkennen und zu behandeln und dient andererseits der Früherkennung von Krebsvorstufen am Muttermund